Berlin

Disclaimer: Ich nehme keine harten Drogen. Mama du kannst weiterhin in Ruhe schlafen.

In einem Film heißt es, dass Berlin einen eigenen Beat hat. In Büchern steht, dass man in Berlin sein kann wer man will. Ich war nie da um dazu etwas sagen zu können, ich habe es mir immer nur toll vorgestellt. Ein so komplett anderes Leben im selben Land. Für mich damals kaum vorstellbar. Schon ewig wollte ich das mit eigenen Augen sehen, am eigenen Körper spüren. Und endlich war ich da. Was soll ich sagen? Bücher und Filme haben verdammt recht. Kaum aus dem Flieger ausgestiegen und den Berliner Boden berührt, erreicht mich der Rhythmus im Viervierteltakt. Im Bus Richtung Innenstadt ändert sich die Geschwindigkeit des Taktes von 118 zu 125 BPM. Die ersten Menschen und Läden ziehen an mir vorbei. Komplett andere Mentalität. 135 BPM. Ich treffe auf bekannte Gesichter und fühle mit Ihnen zusammen den zunehmenden Bass. Alles ist locker. Alles ist gut. Wir fühlen uns gut. Die erste Kick-Drum setzt ein beim Blechen eines Fuffis wegen unwiderstehlichen Versuchungen. Das Risiko zieht uns an. Es wird dunkel. Snare Drums ertönen beim Laufen durch die bunt leuchtenden Straßen. Wir tragen was wir wollen. Claps bejubeln das Betreten verschiedener Bars. Wir probieren aus was wir wollen. Wir tun was wir wollen. Die Hände um Gläser, mit verschieden farbigen Getränken befüllt, geschlungen bewegen wir uns zum ansteigenden Takt. Der Kopf schwankt von links nach rechts. Komm schon, lass alles zu. Hihats verstärken das beflügelnde Gefühl, wenn das pure Böse deinen Rachen ummantelt und grün färbt. Die Füße bewegen sich mit zur Musik. Alles wird lauter. Alles intensiver. Wir fühlen uns wohl. Wir fühlen uns frei. Und da sind sie: Kicks, Toms und Percussion’s vollenden das Meisterwerk. Wir gehen von einem Ort zum nächsten. Bleiben wenn wir wollen, gehen wenn wir wollen. Es wird hell. Das soll uns nicht interessieren. Die Masse interessiert das auch nicht. Die Menschen rücken enger zusammen, fühlen zusammen den selben Beat, keiner will jetzt gehen. Das Licht geht irgendwann an, also gehen wir doch. Die Stadt erwacht nicht, denn sie war nie schlafen. Wir passen uns an. Passieren das Brandenburger Tor, Alexanderplatz und den Reichstag. Alles ist so groß. Laufen wird anstrengend. Mit anderen Partyopfern lassen wir im Doppeldeckerbus die gigantische Stadt an uns vorbei ziehen. Irgendwo steigen wir dann schon aus. Wir haben den Halt verpasst? Ach wenn schon. Die Zeit vergeht schneller. Irgendwann ist der Kater ausgestiegen, also ist der nächste Stopp unserer. Es wird Zeit wieder heim zu kehren. Auf dem Weg noch einen Döner und ne Currywurst geholt, so wie sich das gehört. Ach Berlin, du reißt einen viel zu schnell in deinen bittersüßen Bann und verführerische Tiefen, doch keiner spielt den Beat so gut wie du. Kaum die Stadt verlassen wird die BPM-Zahl geringer. Die Drums und Kicks verstummen. Was bleibt ist nur der leise Viervierteltakt der weiter in meinem Herzen schlägt.

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